Pioniereisenbahn Magdeburg
In den 1950er Jahren begann eine grundlegende Umgestaltung des Stadtparks
Rotehorn. Dabei kam der Gedanke auf, eine Pionier-Straßen(!)bahn
(Spurweite 750 mm, Beginn an der Strombrücke) auf dem Parkgelände
zu errichten. Doch dieser Vorschlag einer einzigarten Pionierstraßenbahn
auf dem Gebiet der DDR wurde bald verworfen und man entschied sich für
den Bau einer klassischen Pioniereisenbahn (Spurweite 600 mm).
Am 14. August 1955 wurde anläßlich des 2.Pioniertreffens in
Dresden das erste Teilstück mit einer Länge von 500 Metern eröffnet.
"So wurden im Reichsbahnausbesserungswerk vierachsige Waggons
der ehemaligen Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn (MPSB) zu acht offenen
Personenwagen umgebaut. Der VEB Kreisbaubetrieb stellte eine Diesellokomotive
zur Verfügung. Die Pioniere leisteten 9000 freiwillige Arbeitsstunden.
(...) Die Diesellokomotive mit ihren Waggons fuhr vom Bahnhof 'Elbexpress'
an der Bahnlinie Biederitz-Buckau entlang bis an die Ruine der Stadthalle
zum Bahnhof 'Freundschaft'. Die Begeisterung unter den Pionieren war so
groß, daß es keine Schwierigkeiten gab, freiwillige Helfer
für das Herrichten der Trasse des 1,5 km langen zweiten Bauabschnittes
zu finden. Eisenbahner des Oberbauwerkes Königsborn bereiteten die
Oberbaustelle für die Verlegung auf dem zweiten Bauabschnitt vor,
während der VEB Spezialbau die Gleisverlegung übernahm. Die
Bahnmeisterei Magdeburg arbeitete indes den ersten Bauabschnitt nochmals
durch, um die Gleisanlagen zu verbessern. Von den Verkehrsbetrieben wurden
die Waggons unterhalten."
Das zweite Teilstück (1,7 Kilometer lang) folgte am 6. Oktober 1955,
dem Vorabend des DDR-Jubiläums.
"Im zweiten Bauabschnitt entstanden, von den Kollegen des Armaturenwerkes
gebaut, zwei massive Bahnhofsgebäude: am Heinrich-Heine-Weg der Bahnhof
'Einheit' und am Scherbelberg, der Endstelle der Strecke, der Bahnhof
'Frieden'. Zwischenzeitlich war vom VEB Kreisbaubetrieb ein Lokomotivschuppen
an der anderen Endstelle errichtet worden."
Ursprünglich sollte die Strecke 1957 noch um ein drittes Teilstück
von etwa einem Kilometer bis zur Freilichtbühen erweitert werden,
doch aufgrund des Baus der Messehallen und des Wiederaufbaus der Stadthalle
im Rotehornpark verwarf man diese Pläne und es musste erst sogar
ein Stück der existierenden Pionierbahn abgebaut werden. Da der Bauplatz
für die Stadthalle aber weit größer ausfiel, als vorher
geplant, hätte man große Teilstücke der Strecke umlegen
müssen. Dafür fehlte aber Geld und Material, also wurde kurzerhand
zum Ende des Jahres 1967 die gesamte Pioniereisenbahn abgerissen.
Nach 1967 waren noch lange zeit drei Güterwagen der ehemaligen MPSB
am Aussichtsturm ausgestellt.
Der Bahnhof am Heinrich-Heine-Weg war noch im Jahre 1981 existent. Über
den Verbleib der Fahrzeuge ist nichts bekannt.
Zitate aus: Arndt, Gerhard und Ursula: Pionier- und Ausstellungsbahnen.
Transpress-Berlin (VEB Verlag für Verkehrswesen), 1981.
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